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Wie gut sind Deutschlands Online-Shops AUF DAS BFSG vorbereitet?

Die Barrierefreiheit von Online-Shops ist nicht nur ein Zeichen von Nutzerfreundlichkeit, sondern wird ab Juni 2025 auch gesetzlich verpflichtend. Mit der Einführung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) sind Betreiber von Online-Shops gefordert, digitale Hürden abzubauen. Doch wie gut sind Deutschlands Online-Händler darauf vorbereitet?

In Zusammenarbeit mit DataPulse haben wir über 2.400 deutsche Online-Shops einer umfassenden Accessibility-Analyse unterzogen, um den Status quo zu ermitteln. Die Ergebnisse zeigen: Es gibt noch erheblichen Nachholbedarf!

Barrierefreiheit wird Pflicht: Was das BFSG für Online-Händler bedeutet

Die digitale Welt sollte für alle Menschen zugänglich sein. Doch die Realität sieht oft anders aus: Viele Websites und Online-Shops sind für Menschen mit Behinderungen schwer oder gar nicht nutzbar. Kleine Schriftgrößen, fehlende Alternativtexte oder unzureichende Kontraste erschweren Millionen Menschen den Zugang zu Online-Diensten. Das hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Nutzerfreundlichkeit, sondern schließt ganze Zielgruppen aus.

Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) setzt die Bundesregierung ein klares Zeichen. Ab dem 28.06.2025 sind alle Betreiber von Online-Shops in Deutschland gesetzlich verpflichtet, ihre Webseiten so zu gestalten, dass sie von Menschen mit Behinderungen uneingeschränkt genutzt werden können. Dies betrifft nicht nur große Unternehmen, sondern auch kleinere Händler, die ihre Produkte oder Dienstleistungen online anbieten.

Vorgehen & Methodik

Unsere Analyse untersuchte systematisch die Startseiten von 2.446 deutschen Online-Shops unterschiedlicher Branchen auf Barrierefreiheit, basierend auf den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) in den Versionen 2.0, 2.1 und 2.2. Die zentralen Kriterien umfassten Textkontraste, Alternativtexte, Navigationsstrukturen und die Nutzung von ARIA-Attributen.

Zur Bewertung nutzten wir automatisierte Accessibility-Tools, darunter den Lighthouse Accessibility Score (0-100 Punkte), der die technische Barrierefreiheit standardisiert misst. Die Analyse orientierte sich an den WCAG-Prinzipien:

  • Wahrnehmbar: Inhalte müssen sichtbar und hörbar sein.
  • Bedienbar: Funktionen müssen einfach nutzbar sein.
  • Verständlich: Inhalte sollten leicht verständlich sein.
  • Robust: Inhalte müssen auf unterschiedlichen Geräten und mit verschiedener Software funktionieren.

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Studienergebnisse: Wo steht der deutsche E-Commerce?

Die Analyse zeigt ein gemischtes Bild: Während einige Shops bereits hohe Accessibility-Standards erfüllen, besteht bei vielen Anbietern noch erheblicher Nachholbedarf, um die gesetzlichen Anforderungen bis Juni 2025 zu erfüllen.

1. Gesamtüberblick

Grafik mit einer Auswertung von getesteten Shops nach den Kriterien des BFSG: 19,7 % der Shops mit mehr als 90 Punkten als gut bewertet, 80,1 % mit 50–89 Punkten als durchschnittlich, und 0,2 % mit unter 49 Punkten als kritisch eingestuft. Hinweis, dass nur 1 % der Shops die Anforderungen des BFSG vollständig erfüllen.
  • Nur 28 Shops (1 %) verstoßen nicht gegen die Anforderungen des BFSG. Die restlichen 99 % müssen bis Juni 2025 Maßnahmen ergreifen, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
  • 19,7 % der Shops erzielten einen Score von 90 oder mehr Punkten (gut).
  • 80,1 % der Shops erhielten einen Score zwischen 50-89 Punkten (durchschnittlich).
  • 0,2 % (5 Shops) hatten besonders schlechte Bewertungen von 49 oder weniger Punkten (kritisch).

2. Die häufigsten Barrierefreiheitsprobleme

Unsere Analyse zeigt die häufigsten Schwachstellen, die deutsche Online-Shops in Bezug auf Barrierefreiheit aufweisen. Von fehlenden Landmark-Roles über unzureichende Textkontraste bis hin zu fehlenden Alternativtexten – die Probleme verdeutlichen, wie viel Arbeit noch nötig ist, um digitale Barrieren abzubauen und gesetzliche Anforderungen wie das BFSG zu erfüllen. Die folgende Übersicht zeigt die häufigsten Barrierefreiheitsprobleme im Detail.

Grafik zu den häufigsten Barrierefreiheitsproblemen in Shops: Spitzenprobleme sind fehlende Seitenstruktur (Landmarks) mit 2.353 Fällen, unzureichender Text-Kontrast mit 2.223 Fällen und unklare Linkbeschriftungen mit 1.995 Fällen. Die drei größten Probleme betreffen rund zwei Drittel aller untersuchten Shops.

3. Die Shops mit den besten Barrierefreiheitswerten (Top 10)

Die folgenden Online-Shops gehören zu den Vorreitern in Sachen Barrierefreiheit. Sie erfüllen nahezu alle Anforderungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) und erzielen in unserer Analyse die besten Accessibility Scores.

Tabelle mit den Domains, Kategorien, Verstößen und Accessibility Scores (Lighthouse) von 10 Websites. Fünf Websites erreichen einen perfekten Score von 100 ohne Verstöße, darunter buero-bedarf-thueringen.de und fielmann.de. Andere, wie fensterblick.de und netgear.com, haben je einen Verstoß, bleiben aber mit einem Score von 100 ausgezeichnet.

4. Die Shops mit den schlechtesten Barrierefreiheitswerten (Flop 10)

Unsere Analyse zeigt auch Online-Shops, die erheblichen Nachholbedarf bei der Barrierefreiheit haben. Diese Anbieter erzielen niedrige Accessibility Scores und weisen zahlreiche Verstöße auf, was ihre Zugänglichkeit stark einschränkt.

Tabelle mit Domains, Kategorien, Verstößen und Accessibility Scores (Lighthouse) von 10 Websites mit niedrigen Accessibility Scores. Spitzenwerte an Verstößen: tamaris.com mit 16 Verstößen (Score 51) und s-drums.de mit 15 Verstößen (Score 44). Die niedrigste Punktzahl hat schuh-welt.shop mit einem Score von 31 und 6 Verstößen.

Limitationen der Analyse

Unsere Analyse zur Barrierefreiheit von über 2.446 deutschen Online-Shops gibt wichtige Einblicke in den aktuellen Stand der Accessibility im E-Commerce. Dennoch gibt es einige Limitationen, die bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden sollten:

1. Fokus auf Startseiten
Die Untersuchung beschränkte sich auf die Startseiten der Shops. Für eine vollumfängliche Bewertung der Barrierefreiheit wäre eine Analyse der gesamten Website erforderlich, einschließlich Produktseiten, Checkout-Prozessen und weiteren Seitentypen.

2. Automatisiertes Testverfahren
Für die Analyse wurden automatisierte Tools verwendet, die eine Vielzahl von Accessibility-Kriterien abdecken. Allerdings können diese Tests nicht alle Aspekte der Barrierefreiheit vollständig bewerten. Viele Barrieren, insbesondere im Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit, erfordern manuelle Prüfungen durch Expert*innen und/oder Personen mit Behinderungen.

3. Blockierung unserer Testing-Tools
Einige Online-Shops haben unsere Testing-Tools blockiert. Diese Shops konnten daher nicht in die Analyse einbezogen werden.

4. Technischer Fokus
Die Untersuchung konzentrierte sich hauptsächlich auf technische und visuelle Barrieren. Aspekte wie redaktionelle Inhalte, sprachliche Einfachheit oder die Zugänglichkeit von komplexen Prozessen (z. B. Formularen) wurden nicht im Detail analysiert.

5. Momentaufnahme
Die Ergebnisse spiegeln den Stand der Barrierefreiheit zum Zeitpunkt der Untersuchung (November 2024) wider. Da viele Unternehmen derzeit an der Umsetzung der BFSG-Anforderungen arbeiten, könnten sich diese Ergebnisse in den kommenden Monaten erheblich ändern.

Fazit & Ausblick

Die Studie zeigt deutlich, dass im deutschen E-Commerce noch erheblicher Handlungsbedarf besteht. Während einige Vorreiter bereits hohe Standards erfüllen, müssen viele Online-Händler ihre Websites grundlegend überarbeiten, um den gesetzlichen Anforderungen bis Juni 2025 gerecht zu werden. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um mit der Umsetzung zu beginnen und die Weichen für eine inklusive digitale Zukunft zu stellen.

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